Interview mit Johannes Reihl

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Interview von F. Schneider, Burda-Verlag, mit Johannes Reihl

Wie kamen Sie dazu, Bilder zu projizieren?

Es war Mitte der 80er Jahre, als ich mich noch hauptsächlich der Malerei widmete. Ein Faible für Fotografie hatte ich, seit ich denken kann, und während einer Schaffenskrise, als in der Malerei alles stockte und mich auch die Fotografie langweilte, begann ich in einem Anfall von eingebildetem Reinigungsprozess, bereits vollendete Bilder zu übermalen und etliche meiner Diapositive zu zerstören. Die Filme habe ich mit scharfen Messern und Scheren zerkratzt und mit viel Lasurfarben bekleckert. Aus irgendeinem Grund flogen sie dann aber nicht gleich in den Mülleimer, sondern in meinen damaligen Kleinbildprojektor. Ich glaube, dass mich eine uralte Neugier davor bewahrt hat, sie loszuwerden.

Nachdem ich die zerkratzten Dias auf eine große Wand projiziert hatte, wusste ich, warum: die Bilder hatten ein völlig neues Eigenleben bekommen. Im Großformat war nichts mehr von der Destruktion zu sehen, mit der ich die Dias im Kleinformat malträtiert hatte.

Bereits zu Studienzeiten hatte ich mich mit dem Phänomen Klein-/Großformat intensiv auseinandergesetzt, und auch derzeit wieder produziere ich digitale Grafiken/Wandbilder in Formaten von 2 x 3 m, die aus winzigen Ausschnitten meiner Originalgemälde stammen. Da die neuen Bilder wegen der Kratztechnik eher grafischen Charakter aufwiesen, habe ich den Projektor probehalber weg von der Leinwand in die Natur (Bäume, Sträucher, Wiesen, Hausfassaden etc.) gerichtet – und siehe da: die Bilder wurden nicht nur größer, sie wurden auch dreidimensional. Darüber hinaus konnten sie ein ganz normales Gebäude vollkommen verfremden und architektonisch entstellen. Da beschloss ich, die Leinwand zu verlassen und direkt in die Landschaft zu projizieren. Eine der magischsten Bildwirkungen erzeugen dabei Projektionen auf Wasserwände: hier werden Lichtbilder auf hochschießendes Wasser projiziert, und da man nachts das Wasser kaum sieht, scheinen die Bilder in der Luft zu schweben …

Welche Rolle spielt Licht?

Licht ist für mich ein Transportmittel; es transportiert meine Bilder.

Wie haben sie ihre Technik ausgefeilt?

Zuerst bin ich mit der Tänzerin Helga Seewann und ein paar Kleinbildprojektoren durch Deutschland, Italien und Frankreich getingelt: Performances mit Tanz und Lichtbilder als Kulissen. Dies stieß auf zunehmendes Interesse, irgendwann wurden Veranstalter darauf aufmerksam, und was die Projektionen für Festivals und Theaterveranstaltungen betraf, reichte die Leistung der Kleinbildprojektoren bald nicht mehr aus, also habe ich mit einem Produzenten nach und nach leistungsstarke Projektoren besorgt, mit denen man schon mal einen Kirchturm, einen Park oder eine Felsenlandschaft in begehbare Kunst verwandeln kann.

Johannes Reihl, Projektion in Herrsching, 2003

Darüber hinaus gibt es für echte Riesenformate auch Grossbildprojektoren (6000 / 12000 W, mit Diaformaten bis zu 24 x 24 cm) zu mieten, die zwar teuer, aber dementsprechend intensiv sind.

Johannes Reihl: Projektion auf die Residenz München, Residenzwoche 2004

Wie hat sich ihr Schaffen verändert?

Mit dem Computer. Waren anfangs alle Bilder handübermalte Fotofragmente mit meist expressivem, farbintensivem Charakter, bot ab den 90er Jahren die Berechnung der Bilder mit dem Computer samt Bildbearbeitung bessere Möglichkeiten, die Lichtbilder exakt dahin zu projizieren, wo man die größtmögliche Wirkung erzielen konnte. Somit hat sich das Spektrum der Ausdrucksmöglichkeiten erweitert: eine normale Hausfassade kann unter Berücksichtigung der architektonischen Gegebenheiten in ein Schloss, aber auch in eine KZ-Baracke verwandelt werden, die Möglichkeiten sind unbegrenzt. So eignet sich dieses Medium natürlich auch als dramaturgisches Mittel, was einige Theaterregisseure bereits für sich entdeckt haben.

Johannes Reihl, Projektion auf eine Kirche in Taormina, 2004

Gibt es Veränderungen?

Weniger Farbe – mehr Struktur. Die allmähliche Entdeckung, dass durch die Projektion von weißen Figuren, Linien, Kreisen, Texten oder ein paar Wellen in der Natur höchst intensive Eindrücke entstehen können, intensiviert meinen Schaffensdrang. Ein einfacher Kreis, der auf eine Leinwand projiziert langweilig wäre, wirkt in der natürlichen Unregelmäßigkeit einer Park- oder Stadtlandschaft höchst lebendig, fragil und erstaunlich. Drei wunderbare Eigenschaften … Wohin dies alles noch führt, weiß ich nicht, gleichgeblieben ist jedenfalls nichts. Glücklicherweise.

Wie groß sind die Flächen?

Je nach Sinn bzw. Einsatz des technischen Equipments; indoor, openair etc. Auf Bühnen oder bei Performances von 1 qm aufwärts, in Stadtparks mit 8 Projektoren ein Areal von 1500 qm, auf ein Berliner Hochhaus z. B. eine Projektionsfläche von 2500 qm mit 1 Grossbildprojektor.

Ihr Lieblingsprojekt?

Jedes Projekt, bei dem mir zu beginn ein weißes Blatt Papier in die Hand gedrückt wird mit den Worten: machen Sie mal …

 

Kurzbiografie

1954 geboren in Bad Reichenhall
1976 8 Semester Malerei und Grafikdesign an der Blochererschule, München
1980 – 1990 diverse Ausstellungen
1985 erste Experimente mit Lichtkunst
1989 erste grössere Lichtinstallationen
danach viele Lichtkunstprojekte in diversen Ländern.

 

 

 


Frank Oliver Weißmann-Trio

Bei „Töne im Tunnel“ 2017 tritt das Frank Oliver Weißmann-Trio auf, mit Frank Oliver Weißmann, Saxofon und Gesang, Michael Gerle, Gitarre und Klaus Dallmeir, Trompete.

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Frank Oliver Weißmann

Frank Oliver Weißmann stammt aus dem Allgäu und ließ sich nach privaten Gesangsstunden bei Paul Kuen an der Berufsfachschule für Musik in Krumbach von Erika Schmitt-Valentin zum Singschullehrer ausbilden, ehe er ans Augsburger Leopold-Mozart-Konservatorium wechselte.
Hier absolvierte er ein fünfjähriges Gesangsstudium bei Lieselotte Becker-Egner und erhielt 1992 ein Stipendium der Richard-Wagner-Stiftung zugesprochen.
Noch vor seiner Staatsreifeprüfung erhielt er ein Engagement als 2. Bass im Chor des Staatstheaters am Gärtnerplatz, dem er seit 1994 angehört.
Neben zahlreichen Konzertauftritten ist Frank Oliver Weißmann Mitglied in diversen Jazzformationen, bei denen er u. a. als Sänger und Saxophonist auftritt. Darüber hinaus ist er Mitglied des Vokal-Ensembles „Die Gärtnerplatz Harmonists“, das sich die Aufgabe gestellt hat, den Comedian Harmonists nachzueifern. Auch als Jodler ist er bereits seit seiner Kindheit unter dem Künstlernamen „Frank Oliver“ bekannt.

Frank Oliver Weißmann. Foto: Stefan Rehbinder

Michael Gerle (Git)

Michael Gerle ist freischaffender Musikpädagoge für akustische Gitarre und E-Gitarre und zählt zu den interessantesten und vielfältigsten Gitarrenprofis der Fuggerstadt.
Er studierte klassische Gitarre in Augsburg und Jazz-Gitarre an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart.
Als Solokünstler spielt Michael Gerle konzertant auf seiner andalusischen Konzertgitarre, im Jazz-Gitarrenduo tritt er mit Simon Samweber auf.
Im Akustikduo „Uli Mill und Michi Gerle“ arbeitet er mit der Sängerin Uli Mill zusammen und jazzt darüberhinaus auch im Gypsy-Jazz-Trio “Allegresse”.
Seine eigenen Kompositionen bringt er mit Kilian Bühler und Bernhard Funk im „Star Bugs Trio“ zu Gehör. Der amerikanische Schlagzeuger James Belcher bereichert sein Soul- und Funk-Quartett.

Michael Gerle

Klaus Dallmeir (Tr):

bis März 90 im Augsburger Raum:
Newport, Baritone and Friends (Gründungsmitglied), Byrd of Fantasy, Stuff like that, Party Pack. Augsburger Jazzszene mit: Christian Stock, Heinz Frommeyer, Costa Lukacz …
Münchner und Allgäuer Raum:
Unterfahrt, Rock am Roten Tor, Rigan Club, Regensburger Jazz Fest…
Ab März 90 in Berlin:
Klaus Dallmeir – Georg Pfister Quartett: Franz Club, B flat, Acud, Gründungs-Hausband vom Schlot.
Klaus Dallmeir Quintett: Mit Wolfgang Köhler … A-trane …
Berlin Jazz Quintett: als Nachfolger von Till Brönner, ca. 4 Jahre
Hausband vom A-Trane, Association Urbanetique
Spielte mit:
Rudi Mahal, Alexander von Schlippenbach, Ronnie Stevenson, Kenny Martin, Hans Hartmann, Jon Schröder, Samson Gazama …
Tourneen mit New York Broadway Cast/ Hair, Musical: Sag mir wo die Blumen sind, Theater am Ku-Damm (Kurz-Production, Starlight Express)
Festivals: Jazz across the border, Jazzfest Berlin
CD Aufnahmen mit u. a. Rosenstolz, Association Urbanetique: Sag mir wo die Blumen sind

Klaus Dallmeir. Foto: Ralf-Rainer Kronemann-Beußel