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Lesung

Dienstag, 22. Oktober 2013, 19.30 Uhr

Ebenböck-Haus, Ebenböckstr. 11, Pasing


Veranstalter:
Kulturforum München-West e.V.
in Zusammenarbeit mit der Münchner Volkshochschule

Eintritt 8 Euro
Anmeldung erforderlich: kulturforum.muenchen-west@web.de

Pressetext: Angela Scheibe-Jaeger

»Pasinger Autoren des 20. Jahrhunderts«

Lesung mit Peter Weiß im Ebenböckhaus

  • Anna Croissant-Rust (1860 – 1943)
  • Otto Julius Bierbaum (1865 – 1910)
  • Carl Christian Bry (1892 – 1926)
  • Fritz Reck-Malleczewen (1884 – 1944)

Einführungen: Edda Ziegler und Franz Adam Musik: Florian Appel

Pasing. Das Kulturforum München-West veranstaltet am Dienstag, 22. Oktober 2013, im Rahmen des Jubiläums 1250 Jahre Pasing zusammen mit der Münchner Volkshochschule eine Lesung im Ebenböckhaus in der Ebenböckstraße 11 um 19.30. Der Eintritt kostet 8 Euro. Wegen begrenzter Plätze ist eine verbindliche Anmeldung unter kulturforum.muenchen-west@web.de erforderlich. Peter Weiß, Schauspieler und Rundfunksprecher, liest Texte von vier Pasinger Autorinnen und Autoren des frühen 20. Jahrhunderts, die in Pasing lebten. Die beiden Literaturkenner Franz Adam und Edda Ziegler geben jeweils eine Einführung. Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung durch Florian Appel.

Peter Weiß bei einer Lesung, die das Kulturforum München-West im Sommer veranstaltet hatte (Quelle: privat)

Die literarisch Boheme Pasings zu Gast

Anna Flora Rust (1860 geboren) kam 1884 nach München, bereits in jungen Jahren schrieb sie Novellen. Sie galt als emanzipierte naturalistische Heimatschriftstellerin und Mittelpunkt der „Pasinger Boheme“. 1888 heiratete Anna Rust Herrmann Croissant, mit dem sie ab 1905 in der von August Exter gegründeten Waldkolonie in der Maria-Eich-Straße ein Einfamilienhaus bewohnte. Hier lebte die Schriftstellerin bis zu ihrem Tod im Jahr 1943. Viele Künstler, Verleger, Maler und Literaten gehörten zu ihrem Freundeskreis, sie trafen sich bei ihr bei Ceylontee und Selbstgebackenem. Nach dem Tod ihres Mannes und „Agenten“ 1928 wurde es still um Anna. Nicht weit von ihrem Haus gibt es seit 1951 eine Straße mit ihrem Namen. Ihr Grab befindet sich auf dem Pasinger Friedhof.

Rühriger Literat und Herausgeber

Otto Julius Bierbaum, 1865 in Schlesien geboren, war Journalist, Redakteur, Schriftsteller und Librettist. Er hielt sich 1887 zu Studienzwecken in München auf, von 1900 bis 1909 wählte er München bzw. Pasing als Wohnort, dem er in seiner seinem heiter-kritischen Bericht „Von Fiesole nach Pasing“ ein Denkmal gesetzt hat. Allerdings wohnte er nur in seinem letzten Jahr Pasinger Jahr in dem Haus, nicht weit von Anna Croissant-Rust. In der Waldkolonie ist eine Straße nach ihm benannt – in der Nähe seiner ehemaligen Adresse. Nach seinem Tod in Dresden 1910 wurde der Literat auf dem Waldfriedhof beigesetzt. Bierbaum verfasste Liedtexte und Chansons und galt als meisterhafter Lyriker, als „Meister des Fabulierens und des Verseschmiedens“.

Schwadroneur, Exzentriker, Polemiker

Friedrich (oder Fritz) Reck-Malleczewen, 1884 in Ostpreußen geborener Offizier, Weltreisender, Arzt und Schriftsteller, lebte seit 1912 als freier Journalist und Bestsellerautor in „Pasing bei München“ und hatte in der Mussinanstraße, heute Nimmerfallstraße, ein Haus. Der Exzentriker mit seinem auffallenden Auftreten mit einer Art Tropenhelm schrieb Beiträge für namhafte Zeitungen und hatte Erfolge als Autor von Jugendbüchern, exotischen Abenteuerromanen für Erwachsene, historischen Novellen und Romanen, die teilweise in der Nähe gut verkäuflicher Trivialliteratur stehen. Wegen seiner indirekten Kritik an den gesellschaftlichen Zuständen des Dritten Reichs wurde der Wiedertäufer-Roman „Bockelson. Geschichte eines Massenwahns“ schließlich verboten. Auch mit persönlichen Zeitdokumenten und biografischen Werken beeindruckte der Schriftsteller. 1933 verlässt er sein Pasinger Haus und zieht in sein "heiliges Flußtal" in den Chiemgau. Hier in Poing wurde er 1944 denunziert, verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau überführt, wo er wenige Wochen darauf starb.

Fritz Reck-Malleczewen mit seiner Familie vor seinem Haus in Pasing, das heute noch steht (Quelle: Pasinger Archiv)

Frühvollendeter Schriftsteller, Theaterkritiker und Stummfilmautor

Der Verfasser von Sachbüchern, Verlagslektor und Journalist, Carl Christian Bry, stammt aus Stralsund und starb 1926 mit nur 34 Jahren an Tuberkulose. Der vielseitig Begabte studierte u. a. in München, wo er 1919 einen Verlag gründete. Er lebte in den Zwanzigern in Pasing, dem er als Wohnort wegen seiner Abgeschiedenheit den Vorzug vor dem damals angesagten Schwabing gab; erst wohnte er in einer Villa der ruhigen „Gartenstadt“, dann zog es ihn mehr ins Zentrum Pasings. Die Hellsichtigkeit seiner Analysen zu geistigen und politischen Strömungen und Ereignissen der frühen zwanziger Jahre besticht noch heute.

Eine kurze Diskussion rundet den literarischen Abend im Ebenböckhaus ab.

   

Kulturforum München-West   Jahr 2013